Warum eigentlich immer nur in den Alpen Biken gehen, wenn es doch auch so schöne andere Fleckchen in Europa gibt. So entschieden wir uns den nagelneuen Trailpark Klínovec, im Erzgebirge, kurz hinter der deutsch-tschechischen Grenze, noch vor dem offiziellen Opening zu besuchen. Der Keilberg (Klínovec in Landessprache) ist bisher eher als Skigebiet bekannt und soll künftig auch im Sommer mehr genutzt werden können.
Im Trailpark Klínovec sind bisher 2 von 4 Trails unterschiedlicher Schwierigkeitsgrade nutzbar. Der Downhill-Trail existiert schon etwas länger und wurde bereits von Profi-Downhillern als Trainingsstrecke genutzt. Zum Aufwärmen mit dem noch unbekannten Gelände machten wir uns erstmal über den „Azur“-Flowtrail her. 10 km perfekt angelegter Spaß für jedermann (sogar für Fatbikes und Kickbikes aka Fatbike-Tretroller geeignet), quer durch den Wald und entlang herrlichem Panorama. Die Trailbauer haben die natürlichen Gegebenheiten so gut genutzt, dass auf dem gesamten Trail Treten und mit viel Mut, auch Bremsen nicht nötig ist.
Ein moderner, zügiger Lift mit zuvorkommendem Personal und hilfreicher Konstruktion für die Bikes an der Liftschranke, sorgen dafür, dass man sich hier als Biker um einiges willkommener fühlt, als an manch anderen Liftstationen in den Alpen.
Wieder oben auf dem Keilberg angekommen, entschieden wir uns den Downhilltrail zu probieren. Beginnend mit weiten, schnellen Kurven und perfekt geshapten Tables, sowie Gaps über kleine Abflussrinnen, geht es recht zügig über die Skipiste. Bevor man sich an die Einfachheit und Geschwindigkeit gewöhnt, wird der Trail im mittleren Teil ruppiger und deutlich anspruchsvoller. Der weniger versierte Biker beginnt ab hier das Schieben und steigt erst für die letzten 100 hm wieder auf´s Bike. Erwähnenswert sind an dieser Stelle die großen Steinfelder, welche im ersten Moment mehr an eine alpine Blockhalde erinnern, als an einen Downhilltrail.
Nach der zweiten Abfahrt hieß es dann leider Feierabend: Rahmen gebrochen. Richtig bitter! Dieser herbe Verlust geht jedoch sicher nicht ausschließlich auf das Konto des Trails, sondern auch zu Lasten des Fahrers und alles, was das Rad bisher schon mit ihm durchmachen musste 😉
Als begeisterter Biker lässt man sich davon aber sicher nicht die Laune verderben. Aufstehen, Krönchen richten und Alternativen suchen. Die Rettung in der Not wurde Yetti Bike in Boží Dar, wo es noch ein unerwartet gutes Ghost Trailbike (in Carbon!) zu Sonderkonditionen für uns gab, um den letzten Tag vor dem monsunartigen Regen in vollen Zügen genießen zu können. Vor allem, weil Martin, der Design Supervisor des Trailpark Klínovec, uns motivierte trotz Baustellenschild und Absperrung den nicht ganz fertigen Intermediate-Trail auszuprobieren.
Mittags gab es eine halbe Stunde lang schon mal einen Vorgeschmack auf die 60 mm Niederschlag, die es am kommenden Tag geben sollte. Danach wurde es auf den noch im Bau befindlichen Abschnitten des neuen Trails richtig lustig. Durch Pfützen und Modder fühlte sich der „kleine“ Nico im Spielparadies besonders wohl 😉 Räder und Ausrüstung können das ja locker ab. Nur Dusche und Waschmaschine hatten hinterher mal wieder gut zu tun, da der erzgebirgische Sand besonders hartnäckig zu sein scheint.
Der mittelschwere „Rubin“-Trail ist dem einfachen Trail im Grundcharakter sehr ähnlich. Auch hier beweisen die Trailbauer ein perfektes Auge für das richtige Gefälle und Kurvenradien. Das heißt für uns: Bremsen auf und Spaß haben. Im Gegensatz zum einfachen Trail sind die Wellen deutlich ausgeprägter sowie häufiger und auch die Kurvenradien sind enger dafür aber durch Anlieger unterstützt. Ein Pumptrack mit seichtem Gefälle, der zum Spielen einlädt. Ob die Wellen überfahren, gepusht, auf dem Hinterrad durchsurft oder gedoublt werden, ist dem Fahrer ebenso überlassen wie die Wahl der Kurvengeschwindigkeit.
Bei einem gemeinsamen Abendessen hat uns Martin über die weiteren Ausbaustufen des Trailparks informiert und diese klingen wahrlich vielversprechend. Zum offiziellen Opening am 23. Juli soll der erste Teil, des von uns gefahrenen Rubin-Trails, fertiggestellt sein. Im weiteren Verlauf des Jahres soll noch ein schwarzer und etwas anspruchsvollerer Trail erbaut werden, der ein ähnliches Konzept verfolgt wie der blaue und rote Trail, nur mit größeren Sprüngen und einigen Steinelementen.
Insgesamt sollen auf der südlichen Seite so bis zur Saison 2017 ca. 25 km Trails angeboten werden. Der Ausbau der nördlichen Seite befindet sich noch in einer sehr frühen Planungsphase, jedoch konnten wir Martin einige Details entlocken. Es sind weitere 25 km Trails in Planung, darunter ein Jumptrail, weitere Flowtrails sowie technisch anspruchsvolle Trails. Wir wünschen dem Team viel Erfolg, einen kurzen Winter und weiterhin viel Spaß an der Arbeit, denn wir sind schon sehr gespannt und freuen uns auf einen erneuten Besuch im Trailpark Klínovec!
PS: Vielleicht sollten sich die Arbeiter hin und wieder etwas von den zahlreichen und leckeren Blaubeeren gönnen.
Kontaktdaten:
Preise:
Tagesticket: 17€
Unterkünfte ab 12€ / Person & Nacht
Essen: 5-10€ pro Mahlzeit inkl. Getränk
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