In Teil 1 unserer kleinen Aufbaudokumentation haben wir euch bereits verraten, was man alles beachten sollte wenn man plant sich ein neues Rad aufzubauen. Teil 2 beschäftigt sich nun mit dem eigentlichen Aufbau und wir haben wieder eine Handvoll wertvoller Tipps für euch parat.
Schritt für Schritt zeigen wir euch was man beachten sollte, gehen dabei aber nur auf die wichtigsten Sachen ein. Dinge wie Lenker, Kurbel oder Montage der Griffe setzen wir als einfache Arbeitsschritte voraus.
Die Aufbau Schritt für Schritt
Schritt 1: Begutachtung der Teile
Der erste Punkt scheint auch dieses mal wieder sehr logisch, aber nichtsdestotrotz ist er wichtig bevor mit der eigentlichen Arbeit überhaupt begonnen werden kann. Dabei sollte man sich folgende Frage stellen:
- Wurden alle bestellten Teile geliefert?
- Wurden die Teile in den richtigen Größen geliefert?
- Weisen gebrauchte Teile Beschädigungen auf?
Insbesondere der letzte Punkt ist von großer Wichtigkeit, denn leider mussten wir bei unserem Aufbauprojekt feststellen, dass die Kettenstrebe an Vivi’s Gebrauchtrahmen gerissen war. Nachdem Jan das selbe Probleme bereits bei seinem Spectral drei Wochen vorher erleben durfte, war die Ernüchterung natürlich groß und seitdem wird etwas an der Haltbarkeit von Canyon Produkten gezweifelt.
Sollte es bei Gebrauchtteilen zu solchen Mängeln kommen ist man als Käufer natürlich zunächst der Benachteiligte, aber wir empfehlen den Verkäufer freundlich zu kontaktieren und gemeinsam eine Lösung zu finden, denn Fehler kann jeder mal machen.
In unserem Fall konnten wir aber mit Hilfe des Verkäufers den Rahmen problemlos bei Canyon umtauschen und haben im Gegenzug einen komplett neuen erhalten, was im Nachhinein betrachtet natürlich zunächst ärgerlich war, man so jedoch das Rad quasi als Neurad aufbauen konnte.
Schritt 2: Die richtigen Hilfsmittel
Diejenigen die öfter selbst am Rad schrauben wissen natürlich, dass die richtigen Hilfsmittel zum Schrauben essentiell sind, aber nicht jeder kann auf eine Jahrelange Schrauber Karriere zurückblicken. Deswegen hier nun ein paar Ratschläge von unserer Seite.
Der mit Abstand hilfreichste Gegenstand bei einer Fahrradmontage ist eindeutig der Montageständer. Gerade wenn alle Teile noch locker und lose sind, ist es wirklich schwierig mit so einem Rahmen zu arbeiten. Falls man nicht bereit ist für den einmaligen Fahrradaufbau viel Geld für einen Ständer in die Hand zu nehmen, ist unser Tipp: der Fahrradladen um die Ecke.
Auch wir haben auf diese Alternative zurückgegriffen, denn mit freundlichem Fragen und 5-10€ für die Cafe-Kasse kann man sich oft einen Ständer für einen Schrauber Sonntag leihen.
Was aber auf keinen Fall fehlen darf ist das richtige Werkzeug. Bei heutigen Fahrrädern kommt man oft ohne besonderes Spezialwerkzeug aus, jedoch sollte man vor dem Aufbau überprüfen ob alles vorhanden ist. Die gängigsten Größen sind bei Inbus 2-10 und bei Torx T10-T40. Unsere Werkzeugempfehlungen daher:
- Hochwertiges Bit-Set (mind. 32-teilig)
- Hochwertiger Bit Schraubendreher
- (Drehmoment-) Knarre bzw. Ratsche
- Kettennieter
Schritt 3: Neu-Abschmieren der Kugellager
Gerade wenn man einen Neu-Rahmen gekauft hat scheint dieser Punkt etwas überflüssig, aber aus eigener Erfahrungen können wir euch sagen, dass das Abschmieren der Lagerungen die Haltbarkeit der Kugellager signifikant erhöhen kann.
Die Kugellager die meist in Mountainbike Rahmen verbaut sind, entsprechen oft gängigen Industrielagern und sind eigentlich für einen anderen Einsatzzweck ausgelegt, nämlich für schnelle 360° Rotationen. Um dies zu bewerkstelligen ist oft nur eine geringe Menge Fett in den Lagern vorhanden, was bei starker Beanspruchung durch Schmutz und Wasser beim Mountainbiken gern mal zu Lagerschäden führt.
Daher empfehlen wir auch bei Neurädern den Rahmen komplett zu demontieren und die Lager neu zu fetten. Kugellagerfett kostet keine 3€ im Baumarkt und hilft euch ungemein die Leichtgängigkeit der Lager zu verlängern.
Schritt 4: Montage mit dem richtigen Drehmoment
Nachdem der Rahmen nun neu gefettet ist, muss dieser natürlich auch wieder zusammengebaut werden. Dabei ist es sehr wichtig die vom Hersteller angegeben Drehmomentwerte einzuhalten. Diese sind meist auf den Schrauben zu finden oder in den Bedienungsanleitungen der verschiedenen Teile. Gerade bei filigranen Plastikteilen, wie z.B. Schellen am Lenker, kann man mit zu viel Kraft schnell einiges kaputt machen.
Wir empfehlen außerdem alle demontierten Schrauben neu zu sichern, denn beim Biken sind die Schrauben oft Rüttelbewegungen ausgesetzt und können sich so lockern. Daher entweder mit Loctite sichern oder unser Tipp für den Hausgebrauch, wenn mal keins zur Hand ist: der Nagellack der Freundin.
Schritt 5: Bremsenmontage
Bei der Bremsenmontage ist oft viel Fingerspitzengefühl gefragt. Zunächst einmal sollte man die Bremse nur locker vormontieren um die richtige Leitungslänge zu bestimmen und diese dann gegebenenfalls zu kürzen. Kurze Leitungen sehen nicht nur besser aus, sondern bieten auch weniger Potenzial für Luftbläschenbildung und verhindern ein Einfädeln an Bäumen und Sträuchern.
Wie ihr Leitungen richtig kürzt, könnt ihr folgendem Video genauer betrachten:
Sind die Leitungen nun richtig abgelängt, sollte man den Bremssattel feinjustieren, um eine möglichst schleiffreie Bremse zu bekommen. Wir empfehlen dabei den Bremssattel mit eingebautem Rad anhand der Bremsscheibe mittig zu zentrieren und nicht wie früher üblich mit angezogener Bremse, denn wenn die Kolben sich nicht zu 100% gleichmäßig rausstellen, schleift die Bremse später.
Der letzte Schritt in Sachen Bremsenmontage ist dann noch das Entlüften. Nach dem Ablängen der Leitungen kann es vorkommen, dass sich nun Luft in diesen befindet, aber ein einfaches Entlüften der Gebereinheit reicht meist für einen knackig, frischen Druckpunkt aus.
Schritt 6: Antriebsmontage
Als letzten Schritt der Montage empfehlen wir den Antrieb zu montieren. Seid ihr bis hierher gekommen, ist euer Rad so gut wie fertig, aber jetzt wird es noch mal kniffelig.
Zunächst ist natürlich das Schaltwerk zu montieren, dabei darauf achten, dass die Position dieses am Schaltauge richtig sitzt (Bedienungsanleitung des Herstellers), denn sonst wird die Einstellung später schwierig.
Solltet ihr ein Shimano Schaltwerk mit Direct-Mount Möglichkeit besitzen und euer Rahmen diese Montage Möglichkeit unterstützen, empfehlen wir das Schaltwerk so zu montieren, denn zum einen sieht es besser aus und zum anderen bietet es eine höhere Steifigkeit. Aber Achtung, für die DM-Montage ist ein anderes Schaltauge nötig!
Als Nächstes muss die richtige Kettenlänge bestimmt werden, dafür das Hinterrad einbauen.
Als Orientierung für die richtige Länge empfehlen wir folgenden Artikel:
http://enduro-mtb.com/how-to-kette-wechseln-und-richtig-kuerzen/
Habt ihr die Kette nun auf die richtige Länge gebracht, muss nur noch die Schaltung eingestellt werden und ihr seid so gut wie fertig. Ein gutes Video wie man die Schaltung richtig einstellt findet ihr hier:
Schritt 7: Fahrwerkseinstellung
Damit ein vollgefedertes Mountainbike richtig funktioniert muss natürlich auch das Fahrwerk perfekt eingestellt werden. Als erstes sollte dabei der SAG (Negativfederweg) eingestellt werden, wie das geht seht ihr hier:
Für die Gabel empfehlen wir 20-30% SAG, je nach Vorlieben und für den Dämpfer zwischen 25-30%. Das sind natürlich nur Richtwerte und individuell veränderbar.
In Sachen Dämpfungseinstellung raten wir als Ausgangseinstellung die Richtwerte der Hersteller einzustellen, welche in den Betriebsanleitungen zu finden sind. Mit Hilfe dieser Basiswerte lässt sich dann ein weiteres Feintuning auf dem Trail vornehmen.
Schritt 8: Kontrolle
Als letztes solltet ihr noch einmal kontrollieren, ob alle Schrauben richtig angezogen sind und ob alle Teile richtig montiert sind und funktionieren. Falls alles ordnungsgemäß seinen Dienst tut, steht dem Trail Spaß nichts mehr im Wege!
Wir hoffen die Anleitung konnte euch etwas helfen und wünschen euch viel Spaß mit dem neuen Rad. Unten seht ihr noch, wie wir Vivi’s Rad in Schnelldurchlauf zusammengebaut haben.
Schritt 9: Das Ergebnis genießen
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